Titelbild Vulcano
Geologischer Hintergrund von Vulcano 
 

Aktivitätsgeschichte der Insel Vulcano:
Die Insel Vulcano kann in 5 morphologische und geologische Einheiten unterteilt werden : (Bild 1)

1. Alt-Vulcano : Alt-Vulcano ist der südlichste und älteste Teil von Vulcano, der etwa vor 110 ka entstanden ist. Dabei wurde ein großer Stratovulkan aufgebaut, der hauptsächlich aus trachy-basaltischen bis trachy-andesitischen Lavaströmen und Pyroklastika besteht.

2. Il Piano-Caldera : Die eruptive Tätigkeit des Alt-Vulcano wird vor ca. 97 ka durch den Kollaps des Vulkans und der Bildung einer 2,3 x 2,6 Km großen Caldera unterbrochen. Nach der Bildung der Caldera setzt sich die vulkanische Aktivität bis vor ca. 50 ka fort. Die Caldera wird durch leucit-tephritische Laven und Pyroklastika aufgefüllt. Es folgt eine Ruhephase von mehr als 30 ka.

3. Lentia-Komplex : Vor 15,5 ka beginnt wieder eine Eruptionsphase im S und im W (Vulkane von Quadrara und Spiaggia Lunga) und im NW der Insel, wo es zur Bildung eines großen rhyolitisch- bis trachytischen Lava-Domes kommt.
4. Fossa-Caldera : Vor 14-15 ka findet ein weiterer Caldera-Kollaps statt, diesmal aber im Nordteil der Insel. Es kommt zur Bildung der Fossa-Caldera. Die eruptive Tätigkeit geht in der neuen Caldera mit abwechselnd pyroklastischen Auswürfen und Lavaströmen weiter. Eruptionen finden auch entlang von N-S streichenden Spalten im NW der Piano Caldera statt und führen zum Aufbau des Monte Saraceno.
5. Fossa-Vulkan : Ab ca.10 ka baut sich im Zentrum der Fossa-Caldera der Fossa-Vulkan aus trachytischen Laven und Pyroklastika auf. Der Vulkan ist bis heute aktiv. Bei einem Ausbruch im Jahre 1727 bildet sich an der Nordseite des Fossa-Vulkans die  parasitäre  Forgia Vecchia superiore, ein exzentrischer Seitenkrater. 1731 entsteht ein weiterer, kleinerer Seitenkrater, die Forgia Vecchia inferiore (Bild 2).
Um das Jahr 126 vor Chr. entsteht das Lava-Plateau des Vulcanello, im 6. Jahrhunderts n. Chr. die drei Kraterkegel des Vulcanello.

1739 kommt es zu einer besonders heftigen Eruption, bei der der sogenannte Pietre-Cotte Obsidianstrom, eine sehr zähflüssige rhyolitische Lava, ausfließt. Die ausgeschleuderten Aschen gehen auch auf Stromboli nieder und ein starkes vulkanisches Erdbeben fordert auf Sizilien viele Menschenleben.
1771 ereignen sich wieder heftige Eruptionen, danach tritt für über 100 Jahre eine Ruhephase ein.
1888-1890 folgt die nächste große Eruptionsphase; sie beginnt mit erhöhter Fumarolen-Tätigkeit, deren Gase Temperaturen über 190 Grad Celsius erreichen. Es folgen immer heftiger werdende Explosionen und Eruptionen. Die Eruptionswolke steigt bis 4 Km hoch und die Aschen erreichen Stromboli und Sizilien. Große, glühende Blöcke fallen bis zu 3 Km vom Krater entfernt auf den Nordteil der Insel. Die Bevölkerung kann rechtzeitig fliehen, aber die Verwüstungen sind gewaltig. Eine Besonderheit der Eruptionen ist der Auswurf von großen Brotkrusten-Bomben.

Eine detailreiche geologische Karte von Vulcano im Maßstab 1:10.00 findet man unter:
Carta geologica dell'Isola di Vulcano (vulcano.jpg)

 
Aufstieg zum Fossa-Vulcano

Die Insel Vulcano erreicht man mit dem Schiff von Milazzo/Sizilien; die meisten Touristen fahren von Lipari nach Vulcano um dort zum Fossa-Krater aufzusteigen.
Vom Hafen aus (Porto Levante) geht es nach W vorerst der asphaltierten Straße entlang. Von hier hat man den besten Überblick über die 2 Krater der Forgia Vecchia : Der Steig, der auf die Fossa führt, zweigt etwa 1 Km im W des Hafens nach S ab und steigt in Serpentinen an der N-Flanke des Kraters an. Zunächst geht es durch lockeres pyroklastisches Material ( Aschen, Sande, Lapilli ), dann quert der Steig pyroklastische bis 5 m dicke Schichten aus den Eruptionen der Jahre 800 bis 700 v.C., bestehend aus parallel geschichteten, feinen Aschen in mehreren Farben mit eingelagerten Lapilli, Impakt-Strukturen mit einigen Horrizonten von groben grauen laminierten Aschen aus den Jahren 1888 - 1890.
Wenn man den nördlichen Kraterrand erreicht eröffnen sich überwältigende Ausblicke: zum einen auf die Liparische Inselwelt, zum Anderen in den riesigen Fossa-Krater.

fossa
Bilder 4 bis 13; der Aufstieg beginnt hier

Der Steig quert den Obsidianstrom der  Pietre Cotte nicht, aber man sieht den rötlichen Lavastrom gut von der Stelle, an der der Steig steil zum Fossa Kraterrand hinaufweist.

Am Krater des Fossa-Vulkans

Steht man am nördlichen Kraterrand des Fossa-Vulkans hat man einen herrlichen Blick auf die Halbinsel Vulcanello, Lipari, Salina, Panarea und in der Ferne taucht der Steile Konus von Lipari auf (Bilder ...) 
Der äußere Rand des Kraters besteht aus Aschen und grobkörnigen pyroklastischem Material; auffallend sind die sogenannten Brotkrustenbomben: es handelt sich dabei um trachytische ältere Laven des Schlotpfropfens, die sekundär wieder auf etwa 700 Grad C aufgeheizt und dadurch plastisch geworden sind und bei den Eruptionen von 1888-1890 ausgeworfen worden sind. Durch die starke Abkühlung während des Fluges bildete sich eine glasige Erstarrungshaut. Jetzt war das Innenmaterial der Blöcke heißer als die Außenhaut und setzte wegen der Druckentlastung weiter Gase ab. Die dadurch entstehende Volumen-Vergrößerung ließ die glasige Außenkruste zerplatzen und führte zur Rissbildung. (Ausführlichere Beschreibung siehe Pichler, 1981). ( Bilder .. )

 

Den Fossa-Kraterrand kann man auf einem Steig umrunden. Der Aufstieg führt an der Westseite des Kraters hinauf zum südlichen etwa 100 m höher gelegenen Kraterrand. Von der Westseite hat man einen guten Überblick über die starke Fumarolen-Tätigkeit im Kraterinneren, die sich hauptsächlich auf die NE-Seite konzentriert.
Der in der Eruptionsphase der Jahre 1888-1890  entstandene Vulkankegel, in dem der Gran Catere eingebettet ist , baut sich aus bis zu 2 Metern starken Folgen von dünnen und miteldicken Schichten gröberer Aschen und Blöcken auf, die sich  mit bimssteinaffinen Lapilli und ausgeworfenen Brotkrusten-Bomben abwechseln.

 

 
Vulcanello

Vulcanello ist der im nördlichen Teil von Vulcano gelegene und 3 kleine Kraterkegel (rötliche Schweisschlacken und Aschentuffe) aufweisende Halbinsel; sie besteht aus pyroklastischem Material, das durch durch die Aktivität von Meereserosion und Gasen extrem alteriert worden ist. Die Verbindung mit dem Fossa-Vulkan wird durch ein Lava-Plateau hergestellt. 
Unmittelbar neben dem Hafen von Porto di Levante erhebt sich der Faraglione di Vulcano Porto,  ein Felsblock der aus Laven und Pyroklastika, die von der Wirkung von Fumarolen stark zerfressen worden sind, besteht. Das Alter des Faraglione, in dem auch heute noch Fumarolen aktiv sind, ist etwas ungewiss.